Scholarships for apprentices at LU Couture

LU Couture Luzern

Fashion show in the anniversary year 2023

Text from Evelyn Hartmann in German

LU Couture – 10 Jahre Nachwuchsförderung, Stil und Eleganz

Als Modeunternehmen der besonderen Art widmet sich LU Couture nicht nur der Herstellung individueller und nachhaltiger Kleidungsstücke, sondern mit zehn Ausbildungsplätzen pro Jahr ganz gezielt der Erhaltung des Kunsthandwerks des Schneiderns. Beim Fashion Day, einem der grössten Mode-Events der Schweiz, wurde das Jubiläum am 5. Dezember 2023 im Theater Luzern gebührend gefeiert. Durch die bunte Fashion Show mit fünf atemberaubenden Defilees, Musik, Tanz und spannenden Interviews mit Experten und Expertinnen rund um das vielfältige Thema der Bekleidung führte – charmant wie immer – die TV-Legende Kurt Aeschbacher.

Gemeinsam stark – das Bekleidungsatelier als öffentlich-privates Projekt 

«Es war ein mutiger, aber notwendiger Schritt, vor zehn Jahren mit null Kundinnen und Kunden ein Luzerner Modelabel zu gründen», meint Ida Glanzmann-Hunkeler, Präsidentin des Verwaltungsrates von LU Couture. Von Anfang an sei es darum gegangen, mit dem Atelier in Willisau eine Ausbildungsstätte für den Beruf der Bekleidungsgestalter/in EFZ mit Schwerpunkt Damenbekleidung zu schaffen – im Kanton Luzern mittlerweile der einzige Ort, an welchem es möglich ist, die dreijährige Lehre zu absolvieren. Unterstützt wird die LU Couture Fashion School von verschiedenen Seiten, denn ganz ohne staatliche Fördermittel und private Sponsoren könnte sich das ambitionierte Unternehmen nicht tragen. Und das Konzept geht auf: Rund 70% der Ausgebildeten bleiben in der Branche. «Ein gutes Ergebnis», wie Geschäftsleiterin Rufina Hümmer betont. Oft sind es kleine Designerlabel, welche grossen Wert auf höchste Qualität legen, die ihre ausgewählten Serien bei LU Couture in Auftrag geben. Dazu kommen die Produktion der eigenen Konfektion, Massanfertigungen für anspruchsvolle Kundinnen, die Ausstattung von Fasnachtscliquen oder Spezialaufträge vom Theater. Aber auch die Uniformen für die Angestellten des Hotels Montana sind hier in Arbeit, wie Ylvi Zihlmann, 2. Lehrjahr, verrät, während sie mit geschickten Händen wunderschöne Stickelemente in bester Couture-Manier kunstvoll auf ein Lavendel-Säckchen aufnäht.

Modeexpertise und persönliche Geschichten zwischen Nachmittags- und Abendprogramm

Es ist ein ruhiger Moment im Foyer, wo Fashion Partner, welche die LU Couture Konfektion perfekt ergänzen, wie Helvesko Bequemschuhe, Yoga Boutique oder das Herrenmodelabel SCABAL, ihre besten Stücke zeigen. Valentin Groebner, Autor und Professor für Geschichte mit Schwerpunkt Mittelalter und Renaissance, hat unter dem Titel «Der Zauber der Kleider – eine modische Zeitreise» gerade ein unerwartet originelles Referat gehalten, in dem es vorrangig um den Kaufmann und «Mode-Blogger» Matthäus Schwarz, 1497 – 1574, ging. Jetzt flanieren Besucher und Besucherinnen – viele von ihnen sehr gekonnt bis exklusiv gekleidet – zwischen den Ständen, während die Spannung auf die fulminante Modenschau am Abend allmählich steigt. Einige von ihnen sind selbst vom Fach. Eine gelernte Damenschneiderin, wie der Beruf früher hiess, plaudert mit einer Designerin aus München, sozusagen aus dem Nähkästchen: «Das ist immer so, dass der Stoff bei einem langen Jupe nicht reicht und man tricksen muss – ein Phänomen!» Auch Joan Wicki, 3. Lehrjahr, wird heute eine Eigenkreation auf dem «Red Carpet» präsentieren. «Meine Inspirationen finde ich beim Stöbern während der Stoffsuche und auf Pinterest», erzählt die junge Créatrice, deren Liebe zu exquisiten Stoffen und Schnitten schon in frühen Kindertagen durch eine Verkleidungskiste geweckt worden ist. Dann muss sie los, um mit ihrem Model ein paar letzte Vorkehrungen zu treffen.

«Im Namen der Mode, jedoch nachhaltig» – so das Credo des Luzerner Modelabels

Der Nachhaltigkeitsgedanke wird bei LU Couture nicht allein in Bezug auf die Fashion-Profis von morgen gepflegt. Nebst Materialien aus ressourcenschonender Produktion, umfasst das Angebot einen Reparatur- und Änderungsservice, eine Auswahl an Second-Hand-Kleidern sowie die Möglichkeit ein luxuriöses Outfit zu mieten. Klar muss man für Designerware und Massanfertigungen etwas tiefer in die Tasche greifen. Doch es kann sich neben ökologischen Überlegungen auch finanziell lohnen, wie Botschafter Kurt Aeschbacher weiss: «Man hat natürlich eine ganz andere Beziehung zu Kleidungsstücken, die massgefertigt sind. Die bleiben dann länger im Schrank, weil man sie immer wieder gerne trägt.» Bereits zum siebten Mal führt er durch die glamouröse Show am Fashion Day, durch den LU Couture ein starkes Statement für den Nachwuchs und für grünes Denken in der Modebranche setzt. Gleichzeitig schafft er ein neues Bewusstsein für Kleidung und bringt Generationen zusammen. Eine weitere Botschafterin des Luzerner Modelabels ist die Sängerin Eliane, Gewinnerin des begehrten Swiss Music Award, die einen musikalischen Auftritt gibt, bei dem seit Wochen ausverkauften Event.

Die LU Couture Fashion Show – ein Fest der Sinne von Wohlfühl-Mode bis Vodka-Hack

Es ist ein farbenfroher und schillernder Modestrauss, der gezeigt wird – jedes Defilee stimmungsvoll und expressiv begleitet von den jungen Talenten der Musical Factory, einer örtlichen Lehrwerkstätte für die staatlich anerkannte Berufslehre Bühnentänzer/in EFZ. Zusätzlich überrascht Ausbildnerin Corinne Küttel mit animierten Avataren, einer digitalen Möglichkeit der Planung und Präsentation, die noch nicht vollständig im Alltag der Lernenden angekommen ist. Selbstverständlich sind auch die neuesten Kollektionen von LU Couture zu bewundern, oft in Kombination mit den eleganten Modellen der Fashion-Partner. Die in feinster Handwerkskunst hergestellten Roben zeichnen sich durch zeitlose Qualität und das gewisse Etwas aus, bleiben dabei aber dennoch alltagstauglich. Ebenfalls überzeugend sind die sorgfältig kreierten Wohlfühl-Outfits der Yoga Boutique. Mit ausgesuchten Stücken aus der Sammlung Swiss Textile Collection aufersteht schliesslich der Glanz verschiedener Haute Couture-Ensembles aus den 1940er bis 1990er Jahren – eine handverlesene Zusammenstellung von Rosmarie Amacher. Ausserdem werden besondere Trouvaillen aus dem Theater-Fundus vorgestellt, die von poetischer Verspieltheit bis zu schriller Extravaganz fast alles aus dem grenzenlosen Reich der Fantasie zum Ausdruck bringen. Im Interview mit Theater-Intendantin Ina Karr erfährt das interessierte Publikum unter anderem, dass die stark beanspruchten Kostüme zur Geruchsneutralisierung noch heute mit Vodka gereinigt werden – die Gewandmeisterin schwört darauf! Das absolute Highlight des Abends aber ist das Defilee der Auszubildenden, die ihre einzigartigen Couture-Kreationen selbstbewusst präsentieren und in schlichtem Schwarz neben ihren Models über den roten Teppich laufen. Sie lassen keinen Zweifel daran, dass ihr Metier dank ihres fundierten Könnens, ihres begeisterten Engagements und ihrer einfallsreichen Gestaltungslust weit über die Verkleidungskiste hinaus zukunftsfähig ist.