Wissenschaftsforschung

collegium Helveticum

Förderbereich

Forschung

Fördersumme

CHF 300'000 pro Jahr

Förderlaufzeit

2008 - 2010

Partner

Das Projekt war am Collegium Helveticum, einem von Universität Zürich und ETH Zürich gemeinsam getragenen Institut, angesiedelt.

Das Collegium, das sich als Laboratorium für Transdisziplinarität versteht, pflegt und lebt den Austausch zwischen Natur-, Technik-, Geisteswissenschaften, Kunst und Medizin.

Das Problem des relevanten Wissens

Der Mensch steht heutzutage im Zentrum vieler Forschungsprojekte. Wissenschaftler aller Disziplinen streben nach neuer Erkenntnis über den menschlichen Körper.

Krebsregister, Datensammlungen, Arzneimittelentwicklungen, bildgebende Verfahren und andere wissenschaftliche Techniken, die in Biologie, Medizin, Pharmakologie und auch den Sozialwissenschaften zur Anwendung gelangen, tragen zur Gewinnung von wissenschaftlichem Wissen bei.

Der Anspruch, dass diese Erkenntnisse gleichzeitig für die Gesellschaft wichtig, wie ökonomisch verwertbar seien, wird darüber hinaus seit einigen Jahren immer deutlicher geäussert.

Gesellschaftlicher Kontext

Interessanterweise ist Forschung aber auch unvermeidlich durch bestimmte Bilder und Annahmen geprägt, wie dieser Mensch zu sein und zu funktionieren habe.

Solchen konkreten, aber häufig nicht benannten Vorstellungen, die den wissenschaftlichen Fortschritt ermöglichen, ihn zuweilen aber auch behindern, geht das vorliegende Projekt nach.

Der Untersuchung liegt die Vermutung zugrunde, dass unterschiedliche wissenschaftliche Techniken den Menschen – und was ihn in seinem Wesen auszumachen scheint – gerade hervorbringen.

Das interdisziplinäre Projekt nähert sich vergleichend vier wissenschaftlichen Feldern und integriert die Teilanalysen zu einem Gesamtbild, vor dessen Hintergrund wissenschaftliche Vorgehensweisen und gesellschaftliche Konsequenzen von Forschung besser zu verstehen sind.

Projektabschluss 2011

Das Collegium Helveticum (Prof. Dr. Gerd Folkers und Dipl. natw. Martin Boyer, Dr. Rainer Egloff, Frau Dr. Priska Gisler, Frau Dr. Beatrix Rubin) schloss im Juni 2011 das von der Hirschmann-Stiftung während drei Jahren geförderte Wissenschaftsforschungs-Projekt ab.

Im Zentrum stand disziplinübergreifend die Frage, wie gesellschaftlich relevantes Wissen über den Menschen produziert wird.

In der Edition Collegium Helveticum erschien als Band 7 im Juni 2011 die Abschlusspublikation:

Modell Mensch. Konturierung des Menschlichen in den Wissenschaften. Herausgegeben von Rainer Egloff, Priska Gisler und Beatrix Rubin.

Edition Collegium Helveticum 7. Zürich Chronos 2011, ISBN 978-3-0340-1075-7.

Vier Fallstudien

In vier Fallstudien setzte sich das Forscherteam mit der Stellung des Menschen im Wissenschaftsprozess auseinander:

  • Die Fallstudie über die unerfüllten medizinisch-pharmazeutischen Bedürfnisse nähert sich dem in den Life Sciences molekular kategorisierten und konstruierten Menschen (Gerd Folkers und Martin Boyer).
  • Die Fallstudie über die Hirnforschung vermutet, einen neuronal konstruierten Menschen in der wissenschaftlichen Bearbeitung zu sehen (Beatrix Rubin).
  • Die Fallstudie zur Entwicklung und dem Fokus von Biobanken und Sammlungen biologischen Materials widmet sich dem experimentell bearbeiteten Menschen und dem Versuch seiner möglichst vollständigen Erfassung (Priska Gisler).
  • Die Fallstudie über Personality Studies nähert sich dem kulturell konstruierten und als Person zu formenden Menschen an (Rainer Egloff). 

Transdisziplinäres Forschen

Aus Sicht des Forscherteams am Collegium Helveticum sollten sich in transdisziplinären Projekten wenige Experten im kleinen Kreis treffen und ihre Thesen einer Runde von Nicht-Experten präsentieren und durch deren Fragen und Gegenthesen neue Ideen für ein ganz anderes Denken und Forschen in ihrem eigenen Gebiet erhalten.

Innerhalb der einzelnen Disziplinen werden die wichtigen Probleme weniger schnell oder gar nicht mehr erkannt, weil die zunehmende Spezialisierung eher eine inkrementelle Verbesserung des bereits Bearbeiteten als das völlig Neudenken über Probleme mit Forschungsgeldern und Karrieren belohnt.